Dag Solstad

Elfter Roman, achtzehntes Buch

Cover: Elfter Roman, achtzehntes Buch
Dörlemann Verlag, Zürich 2004
ISBN 9783908777120
Gebunden, 240 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Eines Morgens Ende August steht Björn Hansen am Kongsberger Bahnhof und wartet auf seinen Sohn. Er ist fünfzig, und es ist vier Jahre her, seit er Turid Lammers verlassen hat, die Frau, für die er einst Frau und Kind sitzen ließ und nach Kongsberg zog, um "dem Traum vom gestohlenen Glück" nachzulaufen. Doch auch die Begegnung mit dem Sohn kann Björn Hansens Dasein nicht mit Inhalt füllen, und aus Protestgegen das Leben entwickelt er einen Plan, mit dem er sein großes Nein verwirklichen will.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.11.2005

Gemütlich machen kann man es sich nicht mit den Büchern des in Berlin lebenden Norwegers Dag Solstad, findet Rezensent Hauke Hückstädt. Lesenswert sind sie allerdings - vielleicht gerade wegen ihrer Radikalität. Denn Hückstädts Meinung nach lässt uns sein im Original schon 1992 erschienener Roman "an der zweifelhaften Gnade des Intellektuellen teilhaben, als Widerstand gegen die Gewöhnung des Lebens im Querschnitt". Seiner Meinung nach ist der frühere Maoist Solstad heute ein " bedingungsloser Post-Existenzialist". Vor diesem Hintergrund findet der Rezensent besonders lobenswert, dass der Dörlemann-Verlags sich um die Verbreitung von Solstads Werk auf Deutsch bemüht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2004

Dag Solstad? Kristina Maidt-Zinke klärt auf: Es handelt sich um den vielleicht bedeutendsten norwegischen Gegenwartsautor, nur leider könne man das hierzulande nicht wissen, denn sein - siehe Titel - elfter Roman sei auch der erste ins Deutsche übertragene. Liegt es daran, das Solstad weniger marktgerecht schreibt als Jostein Gaarder oder Lars Saabye Christensen? Unscheinbar kommt Solstads Prosa daher, schreibt die Rezensentin, doch umso lohnenswerter sei die Lektüre, auch wenn man am Ende nicht am warmen Kamin der Lebensweisheiten landet, sondern in die Kälte der Erkenntnis hinausbefördert wird, die da lautet: Ist doch alles absurd sinnlos. Worum geht es? Um einen Mann, der seine Existenz aufgibt, um den Reizen einer Frau zu folgen, die er kaum kennt, der irgendwann vor der ebenso erbärmlichen wie zufälligen Ausstattung seines Lebens steht und sich nichts mehr vormachen mag. Die Erzählung eines zwangsläufigen Scheiterns, die zugleich "die norwegische Überflussgesellschaft bis auf die Knochen" entblättert und die Popkultur der Jugend lächerlich macht. Und dennoch: "Bis zur Schlusspointe, die alles menschliche Tun und Trachten noch einmal in seiner ganzen komischen Erbarmungswürdigkeit entlarvt, bereitet Solstads gletscherkalte, souverän distanzierte Prosa einen seltsam trostreichen Genuss."
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2004

"Sperrig, ja biblisch" kommt Aldo Keel der Titel vor, und im Laufe der Besprechung merkt man, dass mit dem Biblischen wohl das Alte Testament gemeint ist. Dag Solstadt hat mit der Geschichte der Entfremdung des Björn Hansen einen "pessimistischen, ja gnadenlosen" Roman verfasst, so unser Rezensent. Das Buch erschien schon 1992 im Original, wurde aber erst jetzt ins Deutsche übertragen - als erstes Buch des Schriftstellers überhaupt. Obwohl Solstadt nach eigener Aussage sein Tun als Gegengewicht zur um sich greifenden Spaßkultur versteht, ist seine Prosa von einer "sonderbaren, leicht ironischen Distanz" zu seinen eigenen Aussagen, Mutmaßungen und Gedanken geprägt, erklärt unser Rezensent. In "gedrechselten", manchmal auch "koketten", aber "stets eleganten" Sätzen bearbeite und verändere der Autor das gerade erst Gesagte, "nach der Art des Sprachspiels". So gelingt es Solstadt mit "bösartig filigraner Feder", die Stadien der Liebe, die seine Figuren durchmachen, in all ihren Erscheinungsformen und Schattierungen von Treue, Zweifel und Eifersucht "auszuleuchten", resümiert unser beeindruckter Rezensent.
Stichwörter