Kingsley Charles
erklärt in einem Essay, warum es ausgerechnet die
Pfingstbewegung war, die in
Nigeria einen Hype um
Horrorfilme auslöste und so das Phänomen "Nollywood" ins Leben rief. Nachdem die nigerianische Filmindustrie während der siebziger Jahre einen wahren Boom erlebt hatte, folgte in den Achtzigern durch die Schwächung des weltweiten Ölmarktes die wirtschaftliche Krise. Nigeria befand sich in einer nicht enden wollenden wirtschaftlichen und ökonomischen Abwärtsspirale - das führte zu zwei Entwicklungen: Zum einen sprossen im ganzen Land
neopentekostalistische Kirchen wie "Pilze aus einem feuchten Boden", so Charles, die mit ihrer religiösen Botschaft Halt gaben. Zum anderen verbreitete sich die
Angst vor okkulten Sekten. Denn die Wirtschaftskrise hatte eine neue Elite hervorgebracht, die zum Teil auf sehr rätselhafte Weise an ihr Geld gekommen war - Höhepunkt dieser Entwicklungen waren die sogenannten
Otokoto-Proteste, die 1996 ausbrachen "nachdem der 11-jährige Anthony Okoronkwo von Mitgliedern einer als Black Scorpion bekannten Sekte ermordet worden war. Diese - benannt nach dem Hotel, in dem Okoronkwo enthauptet, sein Penis abgetrennt und seine Leber entnommen worden war - lösten eine weit verbreitete Empörung aus, als
weitere verstümmelte Leichen entdeckt wurden, die auf die gleiche grausame Weise ermordet und von Sektenmitgliedern begraben worden waren." Hoffnung gegen dieses teuflische Treiben versprachen die Prediger der Pfingstbewegung: "Die
Verbreitung von Videokassetten in den nigerianischen Haushalten durch die Neo-Pfingstpastoren und die im Gegensatz zu Zelluloidfilmen niedrigen Produktionskosten von Videos läuteten die
Geburtsstunde von Nollywood ein. Dieser soziale und politische Hintergrund inspirierte die Produktion von 'Living in Bondage' und anderen Filmen, die den Weg für das Horrorkino in Nollywood ebneten. Die blutigen Erzählungen waren oft visuelle Darstellungen des in den 1990er Jahren weit verbreiteten Glaubens, dass sich der Reichtum weitgehend auf einen engen Kreis gefährlicher Männer konzentrierte, die Menschen auf dem Altar des Geldes opferten. 'Last Burial', ein Horrorthriller von Lancelot Imasuen aus dem Jahr 2000, war ein Paradebeispiel dafür, wie diese Filme die christliche Lehre untermauerten, dass dauerhafter Wohlstand nur von Gott kommen kann und dass man nur erlöst wird, wenn man sich
Christus unterwirft und über sein Wort meditiert."
Lange interessierte sich die israelisch-amerikanische Forscherin Ilana Cruger-Zaken nicht für die
seltsame Sprache, die ihre Großmutter sprach, die aus Zakho stammt, einer Stadt in der überwiegend kurdischen Region im
Nordwesten des Irak: "Sie gehörte zur letzten Generation jüdischer Babys, die auf einer kleinen Insel in der Mitte des Flusses Khabur geboren wurden." Aber irgendwann
macht Cruger-Zaken sich auf die Suche nach den Überresten von "
Lishana Deni", einen Zweig des Judäo-Neo-Aramäischen, einer der letzten überlebenden Formen des antiken Aramäischen, das die Verkehrssprache der neoassyrischen, neobabylonischen und achämenidischen oder persischen Reiche war. Bei ihrer Suche stößt sie auf die Tonaufnahmen eines
Geschichtenerzählers aus Zakho: "Schon früh in seiner akademischen Laufbahn wurde Sabar dafür bezahlt, Interviews mit Ältesten aus Zakho auf Band zu dokumentieren und zu übersetzen. … Das besondere Dokument, das ich gefunden habe, ist eine transkribierte und übersetzte Reihe persönlicher Anekdoten von Mammo Yona Gabbai, die seine letzten Jahre in Zakho und die Migration der Gemeinschaft nach Israel beschreiben. Ich greife Wörter heraus, die ich wiedererkenne, vertraute Kopulas und Konstruktionen. Ich habe keinen großen Wortschatz, aber ich verstehe die Laute. Und dann stoße ich auf ein Wort, das ich mit
meinem ganzen Wesen kenne und das genau so verwendet wird, wie ich es kenne. Mein Körper vibriert. Es ist ein einfaches Wort: 'chayet', was 'Leben von' bedeutet. Es war der Kosename, mit dem mein Vater mich immer bezeichnete: '
Chayet Abba' (Papas Leben). Und jetzt nennt er mein Kind 'Chayet Saba'. Ich hatte angenommen, der Ursprung dieses Wortes sei
hebräisch, denn חי (Leben) ist ein gängiges hebräisches Wort. Aber hier steht es in jüdischem Aramäisch, in genau derselben Form und in demselben Zusammenhang, in dem mein Vater es verwendet."