Najat El Hachmi

Der letzte Patriarch

Roman
Cover: Der letzte Patriarch
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783803132352
Gebunden, 345 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Katalanischen von Isabel Müller. Ein bitterböser Abgesang auf das Patriarchat und ein fesselnder Familienroman über drei Generationen, zwischen gestern und heute, zwischen der arabischen und der westlichen Welt. Temporeich und unterhaltsam, und dennoch ein Buch, das niemanden gleichgültig lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.04.2011

Dieser Roman ersetze mit seiner "psychologischen Präzision, Farbigkeit und Wucht der Beobachtungen" jede soziologische Studie, meint Rezensentin Barbara von Becker und fügt hinzu, dass sich "Der letzte Patriarch" zudem auch durch seine zur Ironie neigende Komik auszeichne. Najat El Hachmi erzähle darin aus der Perspektive einer heranwachsenden Tochter die Geschichte ihres Vaters, der, so fasst es die Rezensentin zusammen, als "Schläger, Säufer, Hurenbock und Kleinkrimineller" erscheint. Während der Vater die Frauen in seinem Leben sadistisch quält und unterdrückt, suchen diese immer wieder formelhaft Entschuldigungen für sein Verhalten. Barbara von Becker liest den Roman als "mutige, erschütternde" Abrechnung mit dem Patriarchat, der nicht nur die verhängnisvollen traditionellen Strukturen beleuchte, sondern auch den Anteil der Frauen daran.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.04.2011

Rezensentin Katharina Granzin freut sich, dass der mit dem wichtigsten Literaturpreis Kataloniens ausgezeichnete Debütroman der in Marokko geborenen Autorin Najat El Hachmi nun auch auf Deutsch erschienen ist. Die in Katalonien aufgewachsene Autorin schildere darin mit durchaus autobiografischen Bezügen die Emanzipationsgeschichte ihrer namenlosen Ich-Erzählerin, die sich nicht nur gegen den cholerischen, gewalttätigen und despotischen Vater durchsetzen, sondern auch ihre Stellung in der neuen Heimat finden muss. Vor allem bewundert Granzin das Talent der Autorin, die Erlebnisse von gewaltsamer Unterdrückung und sexueller Befreiung ironisch, teilweise sogar humoristisch darzustellen. Damit gelinge El Hachmi das Kunststück, die Lektüre der teilweise erschütternden Ereignisse zu einem "leicht zugänglichen" Lesevergnügen zu machen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.03.2011

Sehr in den Bann gezogen ist Ulrich Rüdenauer von Najat El Hachmis Roman "Der letzte Patriarch". Die in Marokko geborene und in Spanien aufgewachsene Autorin schildert darin Aufstieg und Entmachtung eines marokkanischen misogynen Familienoberhaupts, dessen Tochter - hier tun sich Parallelen zur Autorin auf - in Spanien in der Sprache ihre Befreiung von der väterlichen Unterdrückung findet, erfahren wir. Der Rezensent hebt eingenommen hervor, dass El Hachmi den Patriarchen Mimoun keineswegs eindimensional als brutales Scheusal darstellt, sondern auch den früheren Schulversager und späteren Emigranten ambivalent als Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse zeichnet. Rüdenauer preist die Anschaulichkeit, mit der die Autorin mal durchaus "heiter", mal mit großer Nüchternheit ihre Figuren darstellt und findet, dass es ihr hervorragend gelingt, den "Kreislauf der Gewalt" darzustellen, der im Patriarchen Gestalt gewinnt. Die "wunderbare" Übersetzung durch Isabel Müller tut ein Übriges, um den Rezensenten nachhaltig zu begeistern.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2011

Fast hätte der Rezensent Ernst Osterkamp, berichtet er, dieses Buch gleich wieder beiseite gelegt. Allzu schlicht in seinen Gegenüberstellungen und seiner Patriarchatskritik kam es ihm auf den ersten Seiten vor. Das aber wäre, versichert er, ein großer Fehler gewesen. Sehr nachhaltig nämlich hat ihn die Lektüre am Ende beeindruckt. Geschildert wird darin ein marokkanisch-islamischer Mann der wirklich ganz alten, und das heißt: allerübelsten Schule. Er betrügt seine Frau, behandelt sie schlecht und zeigt ihr schon mal Nacktfotos von sich und einer Geliebten. An der Furchtbarkeit dieses Patriarchen bestehe natürlich gar kein Zweifel, umso erstaunter zeigt sich der Rezensent allerdings, mit welcher Konkretheit zum einen und welchem Understatement, ja, welcher "Ironie" und "Heiterkeit" das Unglaubliche hier aus der Perspektive seiner Tochter geschildert wird. Nur so könne gelingen, was hier gelingt: Die Wiedergewinnung der Souveränität der Tochter gegenüber dem Scheusal, das ihr Vater ist. "Wunderbar", lobt der Rezensent und rät dringend zur Lektüre.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de